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Arne Vogelgesang

FLAMMENDE KÖPFE

Lecture Performance über rechten Online-Aktivismus

»Ein Re-Enactment des Grauens, das dennoch eine künstlerischanalytische Distanz erzeugt. Ein wichtiger Abend.« (Deutschlandfunk)

 

Am 18. Februar 2016 brüllte im sächsischen Clausnitz ein „asylkritischer“ Mob einen Bus mit Geflüchteten vor einer Unterkunft nieder. Eine Woche später veröffentlichte Stern TV ein Interview mit Wolfram Fischer, der als Dolmetscher im Bus mitgefahren war. Fischer sprach darin nicht von einer Menschenmenge, die den Bus attackiert habe, sondern bezeichnete sie als eine „Menge von Köpfen“. Hassende, schreiende Köpfe.

 

Das sprachliche Bild passte zu einem in dieser Zeit populär gewordenen Phänomen radikaler Internetpropaganda: Videobotschaften von sich als politischen Aktivist*innen neu erfindenden besorgten Bürger*innen. In diesen Mischformen aus Video-Blog und politischer Rede am virtuellen Stammtisch spielten Gesichter die entscheidende Rolle. Talking Heads einer entfesselten deutschen Bürgerlichkeit agitierten ihr Spiegelbild in der Webcam und befeuerten so den völkischen Aufstand. In welchem Kontext entwickelte sich diese neue Form politischer Subjektivierung? Welche Verhaltensweisen und Rollenmuster brachte sie hervor? In welches strategische Kalkül ordnete sie sich ein?

 

Arne Vogelgesang geht mit "Flammende Köpfe" auf eine multimediale Zeitreise durch die vergangenen Jahre des politischen Netzes - mit Videos, Bildern und Musikbeispielen. An exemplarischen Figuren radikal rechten Videoaktivismus zeigt er Sprache, Themen und Darstellungsweisen besorgter Bürgerschaft und die Formen von Unterhaltung, die sie hervorgebracht hat. Und mit der Zeit wächst im Hintergrund dieses politischen Theaters ein Chor animierter, agitierter Köpfe, der so schnell nicht wieder verschwinden will.

 

Von und mit: Arne Vogelgesang / Co-Regie: Wiebke Rüter.

 

Produziert vom Schauspiel Dortmund.  Gastspielfassung mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung.

 

Gastspiel gefördert durch die LICHTHOF Stiftung.


Foto © Birgit Hupfeld

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